Diese Woche, am 30. Juli ist der Internationale Tag der Freundschaft.
Ich denke an meinen Freund Franz. Wir waren mal ein Paar als ich 17 war. Nicht sehr lange, aber unsere Freundschaft währt seit Jahrzehnten. Und das ist gut so, denn heute würden wir uns weder begegnen noch würde der Funke schnell herüberspringen.
Ich denke an meine Freundin Angel, mit der ich seit 40 Jahren befreundet bin. Wir haben uns in meinem ersten Job kennengelernt (Ihr seht sie links auf dem Foto mit mir 1988 in London ).
An Bärbel aus Münster, die ich in Ägypten traf. Sie war mit ihrer Mutter, ich mit meinem Mann Klaus, auf Reisen. In einem der unzähligen Tempel waren wir beide ein wenig kulturmüde und rauchten gemeinsam eine Zigarette. Heute rauchen wir beide längst nicht mehr. Die Verbindung ist stark geblieben. Auch über die Entfernung. Als ich in den ersten Jahren meiner Existenzgründung kurzfristig Geld brauchte und meine Hausbank abwinkte, bot Bärbel mir Geld an. Das vergesse ich nie.
Ich denke an Anke, der ich ernsthaft und mit Ansage die Freundschaft kündigen wollte, als sie mit Mann, Kind und Hund nach Bad Wörishofen abtauchte. Und zwar über Jahre. „Das lasse ich nicht zu!“ war ihre Reaktion. Seitdem geben wir beide wieder mehr Acht aufeinander und das ist schön.
Ich denke an das einzige Mal in meinem Leben, wo ich eine lange Freundschaft aufs Eis gelegt hatte. Sie ist auf der Eisscholle dahingeschwommen und nie wieder aufgetaucht.
Und ich denke an eine noch junge Freundschaft von zehn Jahren, die die erste kleine Missstimmung nicht überlebt hat. Wo Abtauchen die Reaktion ist, was mich sehr traurig macht. Da hilft auch kein Fachwissen. Da hilft auch kein einseitiges Zugehen-, Verstehen- und Lösen-wollen, irgendwann geht nur noch Akzeptieren.
Mir kommt dieses Gedicht von Bertold Brecht in den Sinn:
Der abgerissene Strick
Der abgerissene Strick
kann wieder geknotet werden
er hält wieder,
aber
er ist zerrissen.
Vielleicht begegnen
wir uns wieder,
aber da,
wo du mich verlassen hast
triffst du mich
nicht wieder.
Bertolt Brecht
Ich denke an meinen Freund D., dem auch schon einmal eine Freundschaft gekündigt wurde. 35 Jahre lang hielt sie. Eine Mischung aus privat und geschäftlich. Seine Freundin hatte wiederholt Ansagen gemacht, wie er sein Leben zu verändern hätte. Ein gesünderer Lebensstil war das große Thema. Doch D. lebte weiter wie vorher - und die Freundin kappt die Verbindung.
Traurig.
Freunde sind Wahl-Familie. Ein kostbares Gut, das es zur pflegen gilt.
Wie Frisur und wie unser Rasen im Garten.
Sei der Freund, die Freundin, die du gerne hättest.
Gib. Schenke Vertrauen. Lasse dich ein. Zeige dich echt.
Enttäuschungen gehören dazu.
Vergib. Sei großzügig.
In dem Sinne: feiert eure Freundschaften!
Deine und Ihre
Monika Scheddin
PS: Vielleicht interessiert dich auch dieser Text zum Thema Freundschaften, den ich früher geschrieben habe:
https://www.scheddin.com/Wahre-Freunde-sind-keine-Rosinenpicker__newsitem_5789dd1235b24.html#