Neulich hatte ich im Zug die Freude, ein Gespräch an meinem 4er-Tisch mit zu verfolgen. Quasi zufälliges, professionelles Lauschen.
Zwei junge Männer hatten sich einen Vortrag zum Thema Führung angehört. Den Redner kenne ich persönlich und schätze ihn sehr. „Der war großartig“, schwärmt der eine. „Ganz viele neue Erkenntnisse“.
„Für mich nichts Neues“, mault der andere. „Reine Zeitverschwendung“.
Jetzt wurde ich hellwach. Denn den Satz „für mich nichts Neues“ hatte ich auch schon einmal nach meinem Networking-Vortrag gehört und war ehrlich verdutzt. Denn ich beschäftige mich mit dem Thema Netzwerken schon seit einem Vierteljahrhundert und lerne immer noch dazu.
Das gibt es doch nicht, dass da nichts Neues dabei gewesen sein soll. Kein Gedanke, kein Praxisbeispiel, keine Idee, keine Haltung, kein Fettnäpfchen – nichts? Echt jetzt? - denke ich. Selbst wenn die Aussage stimmen würde, bliebe sie unhöflich und zack, dann hätten wir das Fettnäpfchen!
„Ich wusste gar nicht, dass es gleich 4 Führungstypen gibt“, sinniert der Engagierte.
„Hat er das gesagt?“
„Ja.“
„Hmmh.“
„Und spannend, warum Menschen überhaupt folgen.“
„Warum?“ will der Maulige dann doch wissen. Der Engagierte gibt sein Wissen freudvoll weiter.
Der Engagierte schwärmt weiter: „Für mich die Sätze des Tages: „Jeder Mensch will anders geführt werden“ und „Menschen kommen wegen Positionen und gehen wegen Personen“. Das war mir völlig neu. Mega-spannend.“
Der Maulige schaut verwundert und ich merke: er war bei dem Vortrag geistig überhaupt nicht anwesend.
Wie heißt es so schön: „Mein Interesse bestimmt meine Wahrnehmung.“ Was mich nicht interessiert, kriege ich nicht mit. Das Interesse oder der Wunsch dahinter übernehmen eine sehr wichtige Filterfunktion: sie lassen weitestgehend nur die Informationen durch, die mich meinem Ziel näherbringen. Die mir nützlich erscheinen. Das Interesse ist also eine Art natürlich eingebauter Sicherungskasten.
Und endlich habe ich es verstanden: „Für mich nichts Neues“ heißt übersetzt: „für mich im Moment nicht interessant“.
Och, das kann ich gut so stehen lassen, denke ich.
Und gleichzeitig weiß ich aus nun wirklich langer Erfahrung: die Menschen, die eh auf einem guten Weg sind, interessieren sich fürs Thema. Völlig egal für welches. Sie brennen und finden Fährten, um sich zu verbessern und um mit mehr Freude durchs Leben zu gehen.
Diejenigen, denen wir eine Veränderung unbedingt gönnen würden, haben kein Interesse. Aber die lesen auch keine Blogs in denen es um hausgemachte Persönlichkeitsentwicklung geht.
In dem Sinne: Schön, dass es euch gibt! 😊
Herzliche Grüße und eine zauberhafte Woche
Ihre und Eure
Monika Scheddin