Fünfte Klasse auf dem Gymnasium. „Wie singt ihr lieber, hell oder dunkel?“ fragte uns der Musiklehrer zu Beginn seines Unterrichts. Ich weiß es noch wie heute, alle antworteten mit „hell“. Alle, außer meine Schulfreundin Antje und ich. Wie antworteten mit „dunkel“.
Ich verstand zwar die Frage damals nicht wirklich, aber eins begriff ich sofort: Falsche Antwort. Ganz falsche Antwort!
Als junges Mädchen hat man einen glockenhellen Sopran zu bevorzugen.
Meine Schulnote im Fach Musik blieb damit - na sagen wir mal - unspektakulär. Der heimliche Wunsch, eine berühmte Sängerin zu werden, wurde gleich im Keim erstickt.
Du kannst nicht singen, war meine Überzeugung.
Doch irgendwann trafen Wunsch auf Gelegenheit und ich lernte inmitten einer Gruppe zu singen.
Wir hatten Auftritte, wir produzierten eine CD, alle mit Soloauftritten, wir hatten dann sogar einen bezahlten Auftritt.
Seitdem kann ich sagen: Jawohl, ich kann singen. Von perfekt war nie die Rede.
Den Teilnehmern meiner aktuellen Coaching Ausbildung habe ich am Samstag einen Audiomitschnitt vorgespielt, in dem ich Hildegard Knefs „Für mich solls rote Rosen regnen“ singe. (Über sie sagte man übrigens mal: Die beste Sängerin ohne Stimme)
Sobald du denkst „Ich kann nicht“, empfehle ich dir, dich zu fragen: Ist das wirklich wahr?
Und dabei ist es völlig unerheblich, ob du selbst denkst, etwas nicht zu können, oder ob jemand anders denkt, dass du etwas nicht kannst.
Für Wünsche ist der Zweifel am Urteil anderer eine gute Ausgangslage.
Kümmere dich um die nötigen Kompetenzen. Denn nahezu alles kann man lernen.
Allerdings muss man nicht alles lernen, was man nicht kann. Nur das, was man können will.
Eine schöne Woche wünsche ich euch allen.
Ich werde sie aus unterschiedlichen Gründen besonders genießen.
Ihre und deine
Monika Scheddin