„Sie sollten mehr lächeln“ – diesen Satz hören Frauen im Berufsleben regelmäßig. Und es macht sie fassungslos. Lächelnde Personen wirken freundlich, zugewandt, nett, harmlos. Es ist Harmonie im Raum und das Gegenüber muss sich keine Sorgen machen.
Wenn ich mich konzentriere, nachdenke, dann weiß ich, dass ich alles andere als freundlich oder harmlos wirke. Im Gegenteil ich wirke dann eher kritisch bis böse. Und das verunsichert Menschen.
Interessant ist, dass in der Regel Frauen aktiv aufgefordert werden zu lächeln. Als wären sie Deko.
Im Coaching war dies wieder einmal Thema und wir suchten nach passenden Möglichkeiten, wie meine Kundin damit umgehen kann, wenn ihr Chef wieder im Vorbeigehen anmerkt „Frau Jansen, lächeln!“
"Ich wäre gerne schlagfertig", sagte sie. Schließlich bastelte meine Kundin sich ein großes gelbes Smiley und befestigte dieses am hölzernen Laternenstock ihres Sohnes. Als der Chef das nächste Mal ihren Arbeitsplatz passierte, hielt sie einfach das Smiley hoch. Den ganzen Tag lang immer wieder. Der Chef hatte Humor und behelligte sie seitdem nie wieder. Botschaft angekommen.
Schlagfertigkeit geht auch gut ohne Worte - einfach mit Taten.

Die Actionheldin Brie Larson wurde im Internet ebenfalls immer wieder aufgefordert, sie möge doch freundlicher gucken und mehr lächeln. Eines Tages reichte es ihr und sie bearbeitet zwei Filmplakate ihrer männlichen Kollegen, indem sie ihnen ein falsches Lächeln ins Gesicht montierte. Jeder konnte sehen, wie lächerlich dies wirkte. Actionhelden wollen stark und nicht süß wirken – das gilt auch für weibliche Darstellerinnen.
Wenn jemand mit eurem Gesichtsausdruck nicht klarkommt – who owns the problem? Wessen Problem ist das eigentlich? Unseres ist es nur, wenn wir es annehmen.
Ich weiß um meinen finsteren Blick, wenn ich nachdenke und warne meine Kunden vor. Sitze ich in Vorträgen von Kollegen dann achte ich darauf, dass ich entspannt wirke, um sie nicht zu verunsichern.
Mich selbst irritiert es manchmal auch, wenn jemand im Training oder Vortrag grimmig schaut. In diesen Fällen frage ich einfach nach, dann weiß ich Bescheid. Meistens sind es Menschen wie ich, denen unter Konzentration die Gesichtszüge entgleiten. Volle Konzentration ist doch ein schönes Kompliment, wie ich finde.
Manchmal hat jemand aber auch Zahnschmerzen oder schlecht geschlafen.
Sprechenden Menschen ist zu helfen. Bevor ich jemanden auffordere, statisch zu lächeln, könnte ich in Kontakt kommen. Nachfragen. Oder mit einem entglittenen Gesichtsausdruck einfach klarkommen, weil ich ja jetzt Bescheid weiß.
Ich wünsche dir und euch eine schöne Woche mit ganz viel Lächeln und Lachen – weil euch danach ist und nicht, weil ihr müsst.
Von Herzen
Deine und Ihre
Monika Scheddin
