Wer Menschen berühren will, muss selbst berührt sein. Doch Gefühle sind in der Geschäftswelt gerne tabu. Worte wie „sensibel“ oder „emotional“ werden meist negativ gedeutet. Sensibel im Sinne von „zu empfindlich“ und emotional im Sinne von „hat sich nicht im Griff / ist nicht belastbar“.
Die Generation meiner Eltern tut sich schwer mit Gefühlen. Contenance ist ein wichtiger Wert. „Jetzt reiß dich zusammen, Monika!“ – hörte ich von meiner Mutter, als ich beim Tod meines Vaters immer wieder weinte. Sie sagte dies nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil meine Emotionen etwas mit ihr machten.
Inzwischen wollen wir Wahrhaftigkeit. Wer das Vertrauen anderer gewinnen möchte, muss sich echt zeigen. Dann ist es falsch, Betroffenheit mit einem künstlichen Lächeln, das die Augen nicht erreicht, zu verstecken.
Mute deiner Umwelt deine volle Größe zu, sage ich im Coaching gerne, wenn es um Wirkung geht.
„Sensibel“ bedeutet besonders feinfühlig zu sein. Und wer selbst emotional ist, hat guten Zugang zu den Emotionen anderer – was im Leben mehr als hilfreich ist. Für mich sind beide Worte große Komplimente.
Gleich zwei gefühlvolle Reden durften wir in den letzten 10 Tagen erleben:
- Der Schweizer Sportjournalist Marcel Reif hielt eine großartige, auch persönliche Rede im Bundestag am 31. Januar bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Fotos der im Publikum sitzenden Außenministerin Annalena Baerbock mit Tränen in den Augen, machten die Runde. Ihre Stärke kennen wir, diese weiche Seite macht sie auf menschliche, verletzliche Art und Weise stark.
- Die Rede von Jürgen Klopp, in der er erklärt, dass er den Liverpool FC als Trainer zum Saisonende verlassen wird, weil ihm die Energie ausgeht. Einfach die Wahrheit sagen und Gefühle zeigen, so geht Wirksprache. Beeindruckend und berührend. Ich kenne mich mit Fußball nicht wirklich aus, aber ab jetzt bin ich bekennender Jürgen Klopp Fan.
Hier noch ein sehr interessanter Podcast mit Jürgen Klopp bei „Hotel Matze“, der fast 2,5 Stunden dauert. Ich habe ihn auf meiner Morgenrunde gehört. Mein Lieblingszitat: "Wenn ich es mache, mache ich es voll. Wenn ich es nicht mache, mache ich es voll nicht."
Ich wünsche euch eine wundervolle, berührende und emotionale Woche!
Von Herzen
Deine und Ihre
Monika Scheddin