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Wie mir dieses Denken in Mengen auf den Geist geht

 

„Ich habe in meinem Leben mehr als 3.000 Bücher gelesen, über 10.000 Kunden gecoacht, und habe einen Körperfettanteil von unter 10 %!“ – diese Aussage eines männlichen Kollegen mag beeindrucken. Mich nicht.

Und ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen, was er sonst noch alles zählt.

 

„Selbst wenn man regelmäßig liest, schafft man nur 3.000 bis 5.000 Bücher im Leben“, schreibt der Journalist Christian Zaschke in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende. Der Schriftsteller Arno Schmidt gab sich noch eindringlicher: „Sie haben einfach keine Zeit, Kitsch oder auch nur Durchschnittliches zu lesen. Sie schaffen in Ihrem Leben nicht einmal sämtliche Werke der Hochliteratur.“

 

Was heißt denn „schaffen“? - frage ich mich.

 

Mir geht dieses Denken in Mengen so dermaßen auf den Geist. Schon immer.

 

Ich wollte und will keine Kunden zählen, die irgendwann einmal irgendetwas gebucht haben. Mir sind die Kunden wichtiger, die bleiben und die, die wiederkommen.

 

Menschen, die regelmäßig tun, was man tun sollte, sind mir von Haus aus unheimlich. Die lesen, was man lesen sollte. Es geht doch nicht darum, sich oder anderen etwas zu beweisen!

 

Und was heißt denn Hochliteratur?

Für mich ist alles Hochliteratur, was mir ein Stimmungshoch bringt. Was inspiriert, zum Weinen oder Lachen bringt.

Ein Hoch auf die Leser, die ihre Lektüre genießen. Die sich noch Nächte um die Ohren schlagen können, weil sie einem Buch verfallen sind. Leser*innen, die unvernünftigerweise nicht an den folgenden Arbeitstag denken. Und mir ist es völlig egal, wer was liest. Ob es sich um Romane, Fachbücher oder Mickey Mouse-Hefte handelt.

Wer liest, hat Recht.

 

Apropos Kitsch: auch traumhafte Sonnenuntergänge gelten als kitschig. Wieso das denn? Wer hat sich das ausgedacht? Ich feiere jeden einzigen himmlischen Sonnenuntergang und gelobe feierlich das K-Wort nicht zu nutzen.

 

In dem Sinne wünsche ich euch eine wunderschöne Woche mit kleinen, feinen Qualitätsmomenten.

 

Ein Hoch auf euch!

Ihre und eure

Monika Scheddin

 

PS: Meinen Körperfettanteil habe ich noch nie gemessen. Könnte mir aber vorstellen, dass er leicht über 10 Prozent liegt. 😊

PPS: auf dem Foto seht ihr meinen aktuellen Stapel an Hoch-Literatur von Melanie Raabe, Elizabeth Strout, Amanda Palmer, Dörte Hansen, Tara Westover und Sven Michaelsen.

 

 

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